Neufundland – oder wie man es hier schreibt: Newfoundland. Die Einheimischen sprechen es allerdings „New Finland“ aus. Der Name lässt sich vermutlich auf die erste Wikingersiedlung unter Leif Eriksson zurückführen. Die Gegend, aus der die Wikinger stammten, wurde damals Vinland genannt, was möglicherweise die heutige Aussprache erklärt. Wie dem auch sei: Wir waren eine Woche auf dieser faszinierenden Insel unterwegs – und es war spektakulär.
Nach der Überfahrt mit der Fähre haben wir gleich am ersten Tag ein echtes Highlight angesteuert: den Gros Morne Nationalpark. Besonders beeindruckend fanden wir die Tablelands – eine wüstenartige, karge Felslandschaft, die durch ein rötliches, sehr selten vorkommendes und direkt aus dem Erdmantel stammendes Gestein geprägt ist. Die berühmte Bootstour durch den Western Brook Pond war dann leider bereits ausgebucht. Also sind wir erstmal weiter gen Norden gefahren.
Unser Ziel: St. Anthony oder wie die Einheimischen sagen: "S'nan-nee". Mit dem Boot ging es hinaus aufs Meer – auf der Suche nach Eisbergen, Walen und Papageientauchern (Puffins). Und wir hatten Glück, zumindest teilweise: Die Eisberge waren da – und wie! Riesige, leuchtend blaue Kolosse, die majestätisch vor der Küste trieben. Für Wale war es noch etwas zu früh in der Saison, und auch die Puffins haben sich nicht blicken lassen. Matti waren die Eisberge (fast) egal, er hatte sich besonders auf die Papageientaucher gefreut. Die Enttäuschung war groß - so groß, dass er kurz ernsthaft überlegte, nochmal Hunderte Kilometer für einen zweiten Versuch auf sich zu nehmen.
Auf dem Rückweg haben wir dann unseren Stopp in Gros Morne nachgeholt – dieses Mal hat es auch mit der Bootstour durch den Western Brook Pond geklappt. Die steilen Fjordwände, der stille See, das Gefühl von Weite und Einsamkeit: einfach unvergesslich.
Nun sind wir zurück in Port aux Basques. Von einem Tag auf den anderen sind die Temperaturen von 33 °C auf 9 °C abgestürzt. Der ursprünglich geplante Schlenker bis ganz in den Osten nach St. John’s muss nun leider ausfallen – zu viel Strecke, zu wenig Tage und ziemlich viel vorhergesagter Regen.
Nebenbei: Obwohl Neufundland auf derselben geographischen Breite wie Düsseldorf liegt, ist das Klima hier ein völlig anderes. Der Grund: der eiskalte Labradorstrom bringt arktische Kaltluft direkt an die Küste - und damit Nebel, Regen und kräftige Abkühlung. In Mitteleuropa hingegen sorgt der Golfstrom für mildes Klima. Klimatisch liegt Neufundland daher vergleichsweise eher in Island.
Statt eines zusätzlichen Fahrtages legen wir in Port aus Basques einen Ruhetag ein: zum Wäschewaschen, Blog schreiben und Vorbereiten auf die Rückfahrt mit der Fähre.
Morgen geht es zurück nach Nova Scotia, wo mit dem legendären Cabot Trail ein weiteres Highlight unserer diesjährigen Reise auf uns wartet. Danach werden wir die letzten Tage nutzen und über ein paar schöne Umwege entlang der Küste zurück nach Halifax fahren.
Auch organisatorisch gibt es gute Nachrichten:
Unser Rücktransport der Motorräder ist nun endlich geregelt. Nachdem uns zahlreiche Speditionen abgesagt hatten – vermutlich wegen Unwägbarkeiten mit dem kanadischen Zoll – haben wir schließlich mit Daniel von den Shipping Nomads einen extrem hilfsbereiten und reaktionsfreudigen Partner gefunden, die uns großartig unterstützt hat. Mittlerweile ist der Transport nach Hamburg bestätigt. Eine große Erleichterung!
Und was die Technik angeht:
Die Transalp, bisher unser Sorgenkind, hält sich erfreulicherweise stabil – insbesondere die Kupplung, die zu Beginn Anlass zur Sorge gab, funktioniert weitestgehend unauffällig. Wir sind zuversichtlich, dass das bis zum Ende der Tour so bleibt.
Dafür machte Mattis’ Motorrad Probleme:
Zündaussetzer, der Motor ging im strömenden Regen während der Fahrt mehrere Male einfach aus; dies scheint nach Austausch der Zündkerze aber behoben zu sein. Und der Hinterreifen zeigt deutliche Verschleißerscheinungen – wir wissen nicht, ob der noch durchhält bis Halifax. Aber wie immer gilt: Irgendwie wird’s schon gutgehen.